Projekat Rastko - Luzica / Project Rastko - Lusatia  

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John Petrik/Dietrich Scholze

Sorbisches theater

Die Anfänge des sorbischen (Laien-)Theaters reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Zu den Initiatoren zählten Studenten, die vom Nationaltheatergedanken der slawischen Nachbarvölker angeregt waren. Zur Zeit des nationalen Erwachens beider Lausitzen erkannten sie in der darstellenden Kunst ein geeignetes Mittel für die ethnische Selbstfindung, für Bildung und Erziehung. Die erste sorbischsprachige Theatervorstellung fand 1862 in Bautzen statt. Prager sorbische Studenten führten zusammen mit Mitgliedern des Vereins „Bjesada“ die tschechische Komödie „Rohowin Štyrirohaè“ (deutsch etwa „Herr von Viereck“) von Václav Klicpera auf.

Allmählich entwickelte sich das Laienspiel zu einer Massenbewegung mit umfassendem Unterhaltungswert. Seine Träger waren vorwiegend Vereine, die zu sorbischen Festen Schwänke, Possen und Lustspiele boten. In Ermangelung eigener sorbischer Texte wurden oft deutsche, tschechische oder polnische Vorlagen übersetzt und bearbeitet. Zur Aufführung kamen aber auch Werke der Weltdramatik, so „Der Revisor“ von Gogol (1909) oder „Der Geizige“ von Moliere (1911). Das erste sorbische Drama „Auf dem Burgwall“ („Na HrodŸišæu“), das der Nationaldichter Jakub Bart-Æišinski 1880 veröffentlicht hatte, gelangte 1897 auf die Bühne. Bis zum Zweiten Weltkrieg bemühten sich namentlich Józef Nowak, Marja Kubašec und Jurij Wjela um die Herausbildung eines eigenständigen sorbischen Repertoires.

Getragen vom Enthusiasmus der Nachkriegszeit, erfuhr die Laientheaterbewegung nach 1945 einen beachtlichen Aufschwung. 1948 wurde das Sorbische Volkstheater (Serbske ludowe dŸiwad³o) als erste und bislang einzige sorbische Berufsbühne gegründet. Geleitet wurde es (bis 1958) von Jan Krawc-Schneider, dem damals einzigen ausgebildeten Regisseur und Schauspieler. Gedacht zunächst als Wanderbühne, trat das sorbische Theater in den ersten fünf Jahren seines Bestehens an über 90 Orten der Ober- und vier der Niederlausitz auf. Manche Inszenierung wurde über fünfzigmal gezeigt.

Die sorbische Bühne wurde 1963 mit dem Stadttheater Bautzen zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater vereinigt. Damit wuchsen die künstlerischen wie materiell-technischen Möglichkeiten für beide Häuser, das sorbische Ensemble erhielt endlich eine feste Spielstätte. In den Jahrzehnten danach richtete es seinen Spielplan auf drei Schwerpunkte aus: das eigene nationale Erbe, die neue sorbische Gegenwartsdramatik und Übersetzungen aus anderen, vornehmlich slawischen Kulturen. Sorbischen Dramatikern wie Pìtr Malink, Jurij Koch, Helmut Rychtar oder Kito Lorenc war es zu danken, daß – vor allem ab den achtziger Jahren – in beinahe jeder Spielzeit ein neues sorbisches Stück aufgeführt werden konnte. Einigen dieser Dramen gelang der Sprung auf deutschsprachige Bühnen, in manchen Fällen wurde bewußt die deutsche Autorversion inszeniert. Die wenigen Werke des sorbischen Musiktheaters von Korla Awgust Kocor, Jurij Pilk oder Dieter Nowka sind

z. T. mehrfach in Bautzen aufgeführt worden.

Seit den neunziger Jahren ist die Stiftung für das sorbische Volk wesentlich an der Finanzierung des einzigen zweisprachigen Berufstheaters in Deutschland beteiligt. Dadurch konnte das Spartenprofil mit Schauspiel, Musiktheater (seit 1993 nach dem Stagione-Modell) und Puppenbühne aufrechterhalten werden. Mit ca. 25-30 Akteuren, davon mehr als die Hälfte zweisprachig, wird ein ambitiöser Spielplan verwirklicht, wie das in kleinen Städten sonst kaum möglich ist. Seit Herbst 1994 sichert ein Schauspielstudio den künstlerischen Nachwuchs für das sorbische Theater.

 


 

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